Ein Aufenthalt in einem buddhistischen Tempel – 낙산사 (Naksansa) [Gangwon]

Als ich im vergangenen Mai hier in Korea ankam, durfte ich das Laternenfest zum Buddhas Geburtstag erleben und war sehr beeindruckt. Ich wusste nicht, dass das Glauben an Buddha in Korea noch so verbreitet ist. Die Recherche online hat gezeigt, dass der Buddhismus von China auf die Koreanische Halbinsel (damals im Goguryeo-Reich) bereits im 4. Jahrhundert auftrat. Er entwickelte sich als eigene Form weiter und wird heute noch von ca. 15% der Bevölkerung praktiziert. Deshalb kannst du hier im Lande noch zahlreiche Tempel, Buddhastatuen und -kunstwerke finden, sowie an vielen buddhistischen Veranstaltungen teilnehmen.

Ich möchte unbedingt mehr über den koreanischen Buddhismus lernen bzw. erleben, deshalb habe ich mir einen einen Aufenthalt mit Übernachtung im Naksan-Tempel gegönnt.

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Haesugwaneumsang – Riesige Gwaneum-Statue im Naksansa

Das „Templestay“ Programm

Den Begriff Templestay begegnete ich zum 1. Mal bei meinem Besuch beim Jogyesa Tempel in Seoul. Mehr Infos konnte ich auch online auf der Homepage vom Templestay finden.

Ursprünglich war Templestay nur eine Übergangslösung für die Knappheit von Übernachtungsmöglichkeiten während des Fußball World Cup 2002. Allerdings war die positive Resonanz danach so hoch, dass das Programm seitdem beibehalten wurde. Es bietet nun jedem, der sich für die Koreanische Kultur, Tradition und den Buddhismus interessiert, nicht nur ein Bett, sondern auch die Möglichkeit, das Leben im Tempel hautnah zu erleben. Egal ob Koreaner oder Ausländer, religiös oder nichtreligiös, weiblich oder männlich, allein oder als Gruppe, alle können am Templestay bei ca. 40 Tempeln in ganzen Korea teilnehmen.

Verschiedene Optionen stehen hier zur Auswahl: eintägiger, zweitägiger oder mehrtägiger Aufenthalt. Hier lernst du als erstes etwas über die Geschichte vom Buddhismus in Korea, die Art und Weise, wie Koreaner den Buddhismus ausüben, sowie über das Tempel selbst kennen. Das zweitägige Programm wird oft mit weiteren Kulturevents, wie z.B. Teezeremonie, Laternen machen, Templefood (vegan) kochen, Wandern, usw. angeboten.

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Wontongbojeon – die Hauptgebetshalle

Darüberhinaus kannst du im Free-style Programm du frei wählen, wie lange dein Aufenthalt in einem Tempel dauert und was du hier machst. Du bist an keinem festen Event eingebunden, sondern hast Zeit für DICH. Von einfach die Stille und Landschaft genießen, lesen, Tempelwanderungen machen, dich entspannen, bis zum Träume träumen, meditieren, selbst reflektieren… Hier hast du genügend Zeit dafür, was du gerade für DICH machen möchtest.

Mehr Infos findest du auch der Homepage von Templestay (verfügbar in En, Kr).

Etwas über den Naksan-Tempel

Wie oben bereits erwähnt, habe ich den Naksan-Tempel – 낙산사 (Naksansa) an der Ostküste zwischen Sokcho und Yangyang, in Gangwon-do für drei Tage und zwei Nächte besucht. Das ist eine wunderschöne, großzügige Tempelanlage, mit atemberaubenden Ausblick zum Meer (auch im Regen).

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Ausblick vom Uisangdae

Der Naksansa wurde im Jahre 671 n.Chr. vom Hochmeister Uisang gegründet und nach dem Botanakga Berg genannt. Das ist der Ort, wo es geglaubt wird, dass Bodhisattva Avolokitesvara oder auch 관음보살 (Gwaneumbosal) früher lebte und Dharma (Buddhistische Lehre) gab. Die Entstehung des Naksan-Tempels markierte damals den Beginn des Glaubens an Gwaneumbosal und ist heute einer der wichtigsten Gwaneum Tempel Koreas.

Angefangen mit nur einer Gebetshalle – die Hongnyeoa, die Tempelanlage wurde seitdem mehrfach erweitert, neugebaut und restauriert. Der letzte Waldbrand 2005 erwischte sie leider auch und zerstörte das meiste. Im Jahr 2008 wurde vieles erneuert, trotzdem behält die Tempelanlage noch ihre unverwechselbare Charme.

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Hongnyeonam Hermitage – das alle 1. Gebetshaus des Tempels

Übrigens das Wort 산 (san) in Koreanisch bedeutet „Berg“ und 사 (sa) steht für „Buddhistisches Tempel“.

Hier ist die Adresse vom Naksansa, falls du ihn besuchen möchtest: 100 Naksansa-ro, Ganghyeon-myeon, Yangyang-gun, Gangwon-do.

Mehr über den Tempel werde ich dir in einem anderen Beitrag erzählen. Nun geht’s weiter mit dem Templestay im Naksansa.

Mein Templestay im Naksansa

Reservierung und Einchecken

Meinen Aufenthalt im Naksansa habe ich direkt über die Homepage von Templestay reserviert. Es ging einfach und problemlos. Nach weniger Zeit kam auch schon eine Bestätigung per Email mit Wegbeschreibung und notwendigen Informationen.

An einem Dienstag erreichte ich Naksansa von Seoul aus nach ca. drei Stunden Autofahrt. Direkt am Haupteingang erkannt der Wärter durch meinen gepackten Rucksack sofort, dass ich ein Templestay machen wollte und gab mir direkt die Wegweisung zum Büro.

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Hongyemun – 2. Tor des Tempels

Frau Lee vom Templestay Office begrüßte mich recht herzlich. Sie zeigte mir wo der Wohnbereich war und überreichte mir eine Uniform, die ich hier anziehen sollte. Danach hatte ich Zeit um ins Zimmer zu gehen, meinen Rucksack dort abzulegen, mir die Uniform anzuziehen, die Wertsachen und Handy einzusammeln, und danach mich wieder mit ihr zu treffen.

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Tempelsuniform und eine Kette als Geschenk

Wohnen in einem Hanok

Der ruhige Wohnbereich findet sich am Rande der Tempelanlage mit Blick in den Wald. Er verfügt über geschlechtsgetrennte  Schlaf- und Badezimmern, Toilette, sowie ein gemeinsam nutzbares Zimmer bzw. Sitzgelegenheiten außen im Hof. Alles ist im traditionellen koreanischen Hanok-Stil gebaut. Die Türe und Fenster haben Holzrahmen und wurden mit Hanji, traditionellem Papier verkleidet.

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Wohngebiet für Templestay

Ich betrat das einfache Schlafzimmer, das ich mit zwei anderen Teilnehmerinnen teilte. Es war ca. 12 Quadratmeter groß und minimal ausgestattet mit ein kleiner Tisch, drei übereinander gestapelte Matten, drei Decken und drei Kissen, mehr nicht. In einem Hanok machst du alles auf dem Boden: schlafen, lernen, spielen, schreiben, lesen, essen, usw..

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Schlaf-/Wohn-/Lernzimmer
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Schlafen auf dem Boden

Es war schon Herbst als ich dort war – etwas kühl und regnerisch. Trotzdem war es innendrin gar nicht ungemütlich, sondern im Gegenteil. Denn die in Korea sehr früh verbreitete Fußbodenheizung war schon eingeschaltet.

Naksansa kennenlernen

Nachdem Umziehen, traf ich mich wieder mit Fr. Lee in einem anderen Hanok-Gebäude. Sie stellte mich mit den anderen Mitbewohnern nun offiziell vor, erklärte uns das Templestay Programm, dessen Ablauf und Regeln, sowie wie wir uns im Tempel zu verhalten haben. Natürlich lernten wir als ausländische Besucher auch, wie man den Kniefall richtig macht.

Außerdem musste ich hier mein Handy für die gesamte Aufenthaltsdauer abgeben. Denn ich wollte ja Zeit für mich selbst nehmen und mich nicht von der Außenwelt ablenken lassen. Eine Kamera durfte ich allerdings beibehalten.

Anschließend erzählte sie uns über die Entstehung des Tempels, seine Geschichte und dessen aktuelle Struktur, als Grundlage für die darauf folgende Tempelführung.

Insgesamt brauchten wir mehr als eine Stunde, um einen kurzen Rundgang um den Naksansa zu machen. Super interessant und faszinierend zugleich!

 

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Übersichtskarte vom Naksansa
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Gwaneumjeon

Essen im Tempel

Pünktlich zum Abendessen beendete der Rundgang. Wir befanden uns in einer Cafeteria in der Nähe von unserem Wohnbereich, wo Mönche, Tempelmitarbeiter und -besucher gemeinsam ihre Mahlzeiten einnehmen. Die Cafeteria ist nur zu den Mahlzeiten geöffnet.

Es gab ein Buffet mit Reis, heißer Suppe und diversen Gerichte aus vegetarischen Zutaten (Vegan).

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Essen in der Cafeteria

Wie man in einem Tempel isst, ist aber etwas anderes als normal. Das gleiche ist, du solltest nur so viel nehmen, wie du es aufessen kannst. Allerdings solltest du dann langsam langsam kauen und jeden Reislöffel genießen, zeigen damit deinen Respekt gegenüber alle, die dir diese Mahlzeit gebracht haben. Also von den Bauern, die den Reis und das Gemüse angebaut haben, bis zum Koch bzw. Mitarbeitern des Cafeterias.

Behandelte dein Essen wie eine wertvolle Medizin für deinen Körper. Nimm dieses Essen ein, um die Erleuchtung zu erreichen.

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Dankbar sein für das Essen

Wenn du fertig gegessen hast, musst du dein Geschirr bzw. Besteck selbst abwaschen und den Platz, den du benutzt hast, kurz abwischen.

Teilnahme an Buddhistische Zeremonien – Yebul

Um kurz nach 18:00 Uhr fing ein Mönch an, von der Glockenpavillon – 범종각(Beomjonggak) die Glocke geläutet. Nach 33 Gongs, also gegen 18:30 begann die Abendzeremonie – 예불 (Yebul) in allen Gebetshäusern.

Yebul ist die wichtigste Zeremonie im Tagesablauf eines Tempels um Respekt gegenüber den verehrten Buddha bzw. Bodhisattva zu zeigen und ihre Lehre – Dharma zu wiederholen. Sie findet im Naksansa täglich drei Mal statt – morgens um 4:00 und 10:00 Uhr sowie abends von 18:25 Uhr.

Während der Yebul-Zeremonie singt ein Mönch die buddhistische Gebete, benutzt dabei verschiedene Instrumente, um alle Lebenswesen zu dieser Lehre zu rufen. Alle, die sich in der Tempelanlage befinden, können an Yebul teilnehmen, zuhören, mitbeten, mit singen oder auch meditieren, um die innere Ruhe für sich zu finden. Dabei wird natürlich den Kniefall gemacht: drei Mal am Anfang der Zeremonie vor dem Buddha, sieben Mal während der Dharma und 108 weitere Mal vor und für sich selbst.

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Hongnyeonam Hermitage – das alle 1. Gebetshaus des Tempels

Aber was bedeutet es, an Gwaneumbosal zu glauben? Gwaneumbosal ist ein Bodhisattva, der die Welt von oben betrachtet, leidende Seele sieht und die Kraft besitzt, diese Seele in Frieden zu erleuchten. Man ehrt und glaubt Gwaneumbosal und betet für die Erleuchtung, für die innere Ruhe.

Zeit für mich

Der 1. Tag im Naksansa ging für mich sehr schnell vorbei aber voll mit neuen spannenden Eindrücken. Nach dem Yebul machte ich noch einen Sparziergang im Dunkel und Regen, versuchte dabei alles zu reflektieren. Um 21:30 Uhr ging das Licht in allen Zimmern aus. Es war Zeit zu entspannen, weiter denken und träumen.

Am nächsten Tag regnete es von Morgen bis Abend als ob es Regenzeit wäre. Unter dem Tempeldach schloss ich die Augen, horchte ich das Geräusch des Wassertropfens, dachte an mein Leben, an meine Träume, an alles was ich noch machen möchte… Dann ging ich zwischendurch nochmals um den Tempel, machte beim Yebul mit und tauchte wieder ungestört in meinen Gedanken…

Ich genoss einen kompletten Tag in dieser Buddhistischen Atmosphäre, ohne Hektik und Stress, ohne Handy, nur mit mir und für mich selbst.

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Ich in Uniform

Vor der Abreise am Donnerstag schickte ich mir noch eine Postkarte, die mich erst nach sechs Monaten erreichen wird. Mal schauen, was sich nach dieser Zeit in meinem Leben geändert hat.

Das Schlafzimmer machten wir kurz sauber, brachten alles wieder in Ordnung. Die Uniform gaben wir Fr. Lee zurück und nahmen Verabschiedung von ihr. Nun ging es wieder zurück zum Alltag.

Ich bin sehr dankbar für diesen Aufenthalt im Naksansa, für die Erfahrungen, die neuen Kenntnisse und vor allem, für die Zeit, die ich für mich genommen hab.

Tipps für dein 1. Templestay

  • Wenn du dich für die koreanische Tradition, Kultur und den Buddhismus interessierst oder nicht viel Zeit hast, empfehle ich dir einen Tagestrip bzw. zweitägige Tour mit Kulturprogramm vom Templestay. Wenn du darüberhinaus etwas Buddhismus ausüben, mehr Zeit für dich selbst nehmen möchtest, gönne dir auch die Zeit und bleib länger.
  • Du bekommst viele nützliche Infos und sehr gute Unterstützung vom Templestay-Office allerdings alles (nur) auf Englisch oder Koreanisch.
  • Denk an eine Kamera, die nicht am Handy ist. Denn du musst dein Handy hier abgeben. Und für einen Aufenthalt mit Übernachtung, nimm dir ein paar Bücher und was zu schreiben mit, um dein Gedanken festzuhalten.
  • Im November 2018, in dem der wunderschöne Herbst über Korea herrscht, gibt es ein spezielles Programm für Ausländer, wobei du weniger für deinen Tempelaufenthalt bezahlen musst. Mehr Infos auf der Templestays Website.
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Botajon – mit mehr als 1000 Gwaneums Figuren

Ich wünsche dir, dass du deine deine innere Ruhe findest!
Falls du Fragen zum Templestay hast, schreib mir gerne ?.

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